helen's hunting

Die großen und kleinen Gedanken und Abenteuer der Helen H. in der Heimat oder in der Ferne...

Mittwoch, Januar 04, 2006

Kleine Details

Nun, um sich ein wenig besser einige kleine Dinge vorzustellen…: jeder Ort hier hat sein eigenes Zeitschema, seinen eigenen Rhythmus.

Beispielsweise in PA: die Leute stehen hier um 8-9h auf, frühstücken ihre „Huevos a la Mexicana“ (Rührei mit Chiles und Zwiebel) oder andere Varianten von Ei, packen bei schönem Wetter ihre Sachen zusammen und machen sich so langsam auf den Weg zum Langustenfischen. Während die Männer und Jungs draußen sind, sind die Frauen daheim und machen den Haushaltskram (ist hier etwas aufwändiger als in Deutschland…), besuchen sich gegenseitig, gehen eher nicht einkaufen (gibt ned so viel in den Läden hier, also sind Einkäufe eher kurz gestaltet), viele kochen auch in Restaurants oder sind sonst wie in den Genossenschaften beschäftigt. Auch gibt es eine Krankenschwester und vermutlich 3-4 Kindergärtnerinnen. Aber zurück zum Tagesablauf. Gegen 4-5h kommen die Männeken heim und dann gibt’s erst n Bad und dann Mittagessen. Und dann wird so dies und das gemacht – geratscht, Besuche, Fernsehen, sich gegenseitig veräppeln (darin sind die Leute aus PA ganz groß, hab selten solche Spaßvögel gesehen), was auch immer, bis es dann um 10-11h Abendessen gibt; das fällt aber eher kleiner aus, Café und Kekse meist (mein normales Frühstück???!;-)). Und dann geht man eben irgendwann wieder ins Bett und einige Stunden später beginnt der nächste Tag. So oder so geht man hier mehr oder weniger spätestens um 1h ins Bett, wegen der doch erschwerten Verhältnisse so ganz ohne Strom.
Klar variiert das je nach Familie und Beschäftigung. Flyfishguides gehen meist um 8h ins bett und stehn um 6h auf. Aber soweit sind wir noch nicht, sind noch zu wenig Flyfishtouristen da.
Ein weiteres Detail: hier gibt es nur Satellitentelefon und -internet, d.h. es funktioniert nur bei klarem Himmel und nicht allzu viel Wind. Die Telefone haben hier allesamt schöne Melodien wie bspw. „Freude schöner Götterfunken“.

Wenn man früh morgens einen Strandlauf machen will, dann sollte man besser darauf gefasst sein, plötzlich vier bis fünf von oben bis unten schwarz gekleideten Soldaten mit Maschinengewehren zu begegnen. Die gehen gern mal am Strand patrouillieren, Drogenpakete suchen. Netter Anblick, wenn man da grad auf seinem netten Plätzchen sitzt und seine Morgengymmnastik macht. Allerdings muss es auch für die ein komisches Gefühl sein, sie immer schön dick eingepackt in ihre schwarze Uniform, und daneben die Touris in Bademode.

Ein wunderschönes Detail ist, dass man vollkommen fremd an einen Ort kommen kann oder vielleicht grad mal jemanden ne Stunde kennt, und schon laden sie einen nach Hause ein. Sei es nun zum Essen oder, wie es bei mir in PA der Fall war, gleich als Dauergast, eine Quasi-Adoption absolvierend. Heute wurde ich bspw. von Alex mit: „Ah, meine große Tochter ist heimgekehrt!“ begrüßt. Nett, oder?

Auch hab ich neulich ein sehr symphatisches Mutter-Tochter-Quartett kennengelernt, die mich nicht nur mit auf ihren Neujahrsausflug nahmen und den ganzen Tag mit lustigen, traurigen, interessanten, spannenden oder auch lehrreichen Geschichten unterhielten, sondern auch einfach komplett in ihren eigenen kleinen Kreis mit aufnahmen und darauf bestanden, dass ich, wenn ich das nächste mal nach Cancun fahre, entweder gleich bei ihnen wohnen soll, oder auf jeden Fall unbedingt bei ihnen vorbeischaun muss.
Somit muss ich sagen: Mexikaner sind das netteste, offenste Volk das ich kenne!!! Wobei, Marrokaner sind ähnlich gastfreundlich, mit dem Unterschied, dass ich mich hier halt einfach viel mehr bei jemanden zu Hause fühlen kann, wenn er mich einlädt. Kulturell näher…

Ein weniger nettes Detail sind die verschiedenen Varianten an Stechviechern de es hier gibt: neben normalen Mücken gibt es die Anophelesmücke, die aber zum Glück nicht so wirklich weit verbreitet ist. Dann gibt es eine Art Pferdebremse. Außerdem kann man noch von wahlweise blauen oder roten Bremsen-ähnlichen Tierchen übel zugerichtet werden. Die stechen im Gegensatz zu den Mücken auch den ganzen Tag über. Nur in den frühen Abend- und Morgenstunden beglücken einen die chiquistes, was meiner Meinung nach Sandfliegen sein müsste, winzig kleine, äußerst stechfreudige und dadruch unangenehme Insekten. Außerdem sind sie durch ihre Kleinheit einerseits äußerst schwierig zu töten bevor sie einen stechen, andererseits stechen sie einen an den komischsten Stellen…

Um bei Tieren zu bleiben: Die Hunde erwähnte ich schon, ne? Dass PA mehr Hunde als Einwohner hat? Die ganz friedlich sind, sofern sie einen kennen. Aber wenn nicht, uuuuuuuuhhhhhhhhh! Somit ist das manchmal etwas lauter hier. Andererseits finde ich es äußerst spaßig, mit 5 Hunden im Schlepptau durchs Dorf zu ziehen. Und, auf Nachfragen: nein, es gibt immer genug Futter für die Hunde, keine Sorge…;-) (die essen gerne Tortillas und Toast, hehe)

Apropos Tortilla: jeden Tag so am frühen Abend kommt mit dem Bus aus Tulum eine Lieferung warmer Tortillas nach PA. Die man halbkiloweise oder kiloweise kaufen kann. Und praktischerweise fährt der Busfahrer einmal durchs ganze Dorf, so auch Bestellungen für den nächsten Tag aufnehmend – entweder als Quasi-Postbote(man kann so Päckchen nach Tulum schicken bzw. sich auf diese Weise was überbringen lassen) oder man sagt Bescheid, dass man am nächsten Morgen gern nach Tulum fahren würde, worauf er dir dann die Uhrzeit sagt (zwischen 5-6hL).

Außerdem gibt es einen Bäcker, der so gegen späten Nachmittag aufmacht und pan dulce, also süßes Brot (Quarktaschen, Blätterteigzeug, Zimtsemmeln u.ä.) verkauft. Etwas später dann packt er sich sein Radl und dreht die Runde im Dorf.

Ah: und apropos Fortbewegungsmittel: es gibt 2 Squads sowie einige, eher mehr als wenige, BMX-Räder, und daneben noch einige Pick-Ups. (Außerdem natürlich noch die unzähligen Jeeps der Touris. Ach ja, Julius, hatte ich ganz vergessen: verlass dich nie auf Informationen der Guardaparques!;-) (ist aber nicht schlimm, ich hab die Jeeps extra erhoben…))
Autofahren lernt man in PA übrigens mit 14. Spätestens. Dummerweise fahren die Kinders manchmal auch in Tulum rum – kann also unangenehm werden;-)

Soweit mal zu einigen kleinen, feinen Dingen aus dem Alltagsleben einiger Leute aus einem kleinen Teil der Welt……