helen's hunting

Die großen und kleinen Gedanken und Abenteuer der Helen H. in der Heimat oder in der Ferne...

Donnerstag, Dezember 08, 2005

Fische füttern

ich hatte ja versprochen, noch ein wenig über meinen wunderbaren Tag in Punta Allen zu berichten… Doch davor noch kurz: dankdankdank für all die lieben Gratulationsmails, auch wenn es definitiv nicht meine Intention war, alle vergesslichen Leute durch die email darauf hinzuweisen. Nichtsdestotrotz habe ich mich natürlich sehr gefreut:-) (Und: wer auch immer mir eine Bildnachricht aufs Handy geschickt haben mag: die konnte nicht angeguckt werden, also bin ich immer noch neugierig wer so nett war--- ;-))

ah, apropos Telefon, ich habe nun die tatsächliche Nummer, sogar mit korrekter Vorwahl (glaub und hoff ich zumindest;-)) herausgefunden:
0052-01-99 81 81 01 95
Anrufe sind jedoch vermutlich sinnlos wegen der Zeitverschiebung, aber sms könnten ankommen. Und in Punta Allen hab´ ich dann ja eh keinen Empfang mehr…

Ja, Punta Allen. Das war echt ein schöner Aufenthalt! Nach meiner ersten Nacht in einer mexikanischen Hängematte (die sich übrigens sehr von denen in Ecuador und Costa Rica unterscheiden), ging ich direkt vor dem Frühstück kurz schwimmen (ja, diese Gringos machen komische Sachen!), dann ein Huevo revuelto mit, ja, Frijoles und Chorizo, und dann ging´s auch schon aufs Boot, zum Langustenfischen. Tja, und auch wenn es die Karibik ist, der Wellengang kann doch sehr hoch sein. Und so zischten wir da raus, bambambam, von einem Wellenkamm ins Wellental stürzend, und dann das ganze wieder von vorne. Aber ich war ja schon von der Herfahrt an etwas rauere Fortbewegungsmethoden gewöhnt. Schließlich kamen wir am campo an, also quasi am Langustenfeld, David (Fredys Sohn) und ich zogen uns Flossen und Taucherbrille an und ab gings ins Wasser. Er tauchte runter, hob die Fallen an, schaute, ob es große Langusten gab, angelte die raus, und so geht das von Falle zu Falle. Die können jedoch relativ weit voneinander entfernt sein, also hängt man sich in der Zwischenzeit an ein am Boot befestigtes Seil und lässt sich – neue Fallen suchend – mitziehen. Ohne Wellengang und Wasserschlucken dürfte das allerdings noch lustiger sein;-)

Aber auch so machte es Spaß, solang, bis es mir zu kalt wurde. Denn: auch wenn es Karibik ist, wir haben Winter, ne? (Denn: auch wenn es Karibik ist, brauche ich nachts ne Decke. Und lauf auch mal in langen Hosen rum. Und so. Ne? Ah, ein großer Vorteil ist wiederum, dass man nicht immer Ventilatoren braucht. Und ich mir bis jetzt nicht mal ein bisschen Sonnenbrand geholt habe.)
Und auf dem Boot, das immer so langsam rumtuckert, von einer Falle zur nächsten, im Kreis um eine Falle herum (denn so einfach wie ich das oben dargestellt habe, ist es dann eben doch nicht. Wen´s interessiert: bitte melden, ich beschreib den Prozess des nachhaltigen Langustenfischens gerne auch ausführlicher…), nun, da wurde es recht schaukelig. So dass ich mich irgendwann doch dazu entschied noch mal ins Wasser zu gehen, etwas später dann Fische fütterte, und mich dann letztich auf einer Planke ablegte, und hoffte, es würde bald vorübergehn;-)

Also nicht durchgehend fantastisch, dieser Teil des Tages, nichtsdestotrotz war es superschön und interessant, auf seine Weise. Und ich werde das auf jeden Fall wiederholen, aber nur unter der Voraussetzung, dass es nicht die kleinste Welle hat. Uh, und das mir, die ich Wellen doch eigentlich ganz nett finde. Nun ja.

Erneut Festland unter den Füßen ging es ab in die Hütte zum Langustenessen. Immerhin:-) Und dann musste ich leider auch schon wieder auf den Schaukeltrip zurück nach Carrillo… Wollte gar nicht weg. Allein wegen der beiden Mädels, Fredys kleinen Töchtern. Aber ich werde ja auf jeden Fall dort ein wenig mehr Zeit verbringen, ich weiß auch schon wo ich wohnen werde. Außer `nem Bad und `nem Dach über selbigen sowie 2 Haken in nem kleinen Zimmer, um die Hängematte zu befestigen, gibt es da zwar scheints nicht, aber ich werde mich schon arrangieren…Fehlt nur noch die Hängematte!
Außerdem musste ich auf jeden Fall in dem Moment weg, da am nächsten Tag eine Reise nach Chetumal anstand, wegen meines Visums und um einen kleinen Ministeriencheck zu machen.

Letztlich lohnte sich jedoch auch der Aufenthalt in Chetumal! Ich konnte mein Visum in nur einem Vormittag – hin und herlaufend, Formulare suchend, ausfüllend, Geld einzahlend, Bus fahrend, wartend wartend wartend – um ganze zwei Monate verlängern (ich glaub die Frau hatte Mitleid! Als Anmerkung: mittlerweile arbeiten auf solchen Posten hauptsächlich Frauen, denn die sind weniger korrumpierbar;-))!!! Und: ich habe zumindest mal herausgefunden, wo die zu befragenden Ministerien mehr oder weniger in der Stadt verortet sind. Allein das war nicht sehr einfach, um mal die Wahrheit zu sagen. Jeweils 2 bzw. 1 h wartend habe ich dann sogar 2 Interviews machen können. War auch ein Erfolgserlebnis. Und ´s waren nicht nur nette, sondern auch informative Gespräche.
Und all diese Erfolgsgeschichten, obwohl ich die Nacht davor dann eben doch – wie schon erwähnt– ein wenig mehr und länger gefeiert hab. Biervergleich und so, hehe. Aber die mexikanischen Biere können einer Bayerin nicht viel anhaben, das muss ich an dieser Stelle auch erwähnen.

Witzig ist, dass mir das alles schon so weit entfernt erscheint. Weil jeder Tag so vollgestopft mit Informationen ist, erscheinen die Tage superlang. Andererseits: sie sind ´s tatsächlich. Mein normaler Tag läuft so ab: ich steh früh auf, mach vielleicht ein wenig Yoga (wo ich schon nicht den Tag mit einem kleinen Bad im Meer beginnen kann), les vielleicht ein bisserl Literatur, fahr zum Markt, frühstücken (Milchshake mit Panuchos oder so, oder einfach nur Bananen, die lecka kleinen), und bin um 9 in der oficina. Und da geh ich meist um halb 8 abends als letzte wieder raus. Mit 1-2h Mittagspause, je nachdem. Und wer sich fragt, was ich die ganze Zeit in der ofi mache, hmmm, teilweise freu ich mich, dass ich so viele Freunde aus Spanien im Chat treff und mich endlich mal mit denen austauschen kann, die ich normal nie spreche. Und sonst…: betreibe ich Literaturrecherche im Netz in komischen mexikanischen Bib´s, allgemein auf mexikanischen Internetseiten; ich versuche, mexikanische Verwaltungsprozesse und -ordnung zu verstehen, was hier in den Gemeinden und Kommunen vorgeht, versuche, offensiv Infos aus den Leuten rauszuholen, sowie sie ein wenig versteckt auszuhorchen und Faxe nach Deutschland zu schicken; korrigiere Listen, erstelle neue, ordne meine Gedanken, versuche Probleme aus dem Weg zu räumen, stoße auf neue, usw. Wenigstens frage ich mich mittlerweile nicht mehr, was ich hier mache.

Faszinierend: ich hab nicht mal eine Woche gebraucht, um mich einzuleben. Seit Punta Allen fühl ich mich pudelwohl hier. Vermutlich, weil ich seitdem nicht nur weiß, dass dort nette Leute sind, auf die ich zählen kann, sondern dann auch in Folge darauf so ne nette Zeit in Chetumal hatte, sowohl mit den Leuten von dort, egal ob das jetzt der Sicherheitsmann vom Wirtschaftsministerium war, mit dem ich Kulturvergleiche anstellte und der sich als klasse Reiseführer qualifizierte, während ich auf den anderen Interviewkerl wartete, sondern auch der lustige Abend mit meinem Fast-Landesmann, dann dem alten Mayapärchen, das mit mir allein den 2h-Weg zurück nach Carrillo machte, und mittlerweile hab ich auch einige gute Gespräche mit zwei Mädels aus der ofi gehabt. Die eine, Elsa, ist eh cool, hat nen Franzosen geheiratet (von dem mir mein Milchshakemacher am Markt schon erzählt hatte. Der nimmt nämlich Französischklassen bei ebendiesem und versucht sich außerdem mit mir an einem Deutsch-Maya-Intercambio. Schlaues Bürschchen!) und sie ist natürlich nicht nur deshalb cool, weil sie nen Europäer geheiratet hat, aber das zeigt eben ein wenig, wie offen sie ist. War mal 7 Monate in Italien unterwegs, trägt am liebsten Birkenstocks, na, was soll ich mehr sagen? Sie ist einfach auf einer Wellenlänge.:-)
Und die andere ist meine Quasi-Betreuerin Jeanett, die mir immer superviel hilft, in deren (Ver)Miethäuschen ich grad zwischenwohnen darf (ja, ich habe das Hotelzimmer ohne Fenster verlassen!!!), was sehr geil ist, auch wenn s hier keinen Kühlschrank oder sonstwie ´ne Küche gibt. Aber das Bett ist bequem, die Dusche und der Ventilator funktionieren, hier ist gleich ein Lädchen um die Ecke, neben mir beginnt das Feld bzw. ist ein (nie genutzter?) Basketballplatz, ich habe nette Mitbewohner(kleine und große Geckos) … Doch, ist ok, ich fühl mich einigermaßen wohl. :-)

So, seh grad, dass das schon 2 Seiten sind. Asi que… les dejo con esto por el momento:-)
Un Besote a tod@s!
(Damit ihr so nach und nach ein wenig spanisch lernt...)